Schreib-Maschinen

46 Studenten der schwedischen Universität Karlstad (Link) wurden zwei Texte vorgelegt, die sie unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien miteinander vergleichen sollten. Text A wurde als informativer und vertrauenswürdiger, gleichzeitig aber auch als langweiliger und weniger gut lesbar eingestuft. Anschaulichkeit, Klarheit und Präzision wurden bei beiden Texten fast gleich bewertet. Was die Studenten und Studentinnen nicht wußten: Text A war von einem Algorithmus unter Nutzung verschiedener Textbausteine geschrieben worden und Text B von einem Journalisten. Zu ähnlichen Ergebnisse kommen Hille van der Kaa (Link) und Emiel Krahmer (Link) in den Niederlanden und eine Forschergruppe um den Münchner Wissenschaftler Andreas Graefe (Link).
Viele faktenorientierte Berichte aus Sport und Wirtschaft werden heute von Computern erstellt. Wie viele genau ist nicht bekannt.
Bei der Los Angeles Times ist es eine Software, die aus den Daten der Erdbebenwarnungen normale Nachrichtentexte baut; aus den Prüfdaten des medizinischen Dienstes der Krankenkassen erstellt die deutsche Organisation Correctiv eine ständig sich aktualisierende Bericht über den Zustand von 13.000 Pflegeheimen; bei der Nachrichtenagentur Associated Press ist es Alltag, dass aus klaren Finanzdaten standardisierte Unternehmensmeldungen gemacht werden.
Die Qualität (und Zukunft) maschineller Texterzeugung zeigt sich besonders dort, wo Kreativität NICHT gefragt ist. Deshalb sind in den Redaktionen auch keine Massen-entlassungen sondern eher Massen-Entlastungen zu erwarten, die die Journalisten möglicherweise wieder mehr das machen lassen, was sie wirklich können (sollten): kreativ schreiben.

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