Überwiegend unwichtig?

Und tatsächlich, es scheint nicht richtig zu sein, von der “überwiegenden Mehrheit” zu sprechen. Ich bin zwar nicht dazu geeignet, über richtiges oder falsches Deutsch zu schreiben, aber für die “überwiegende Mehrheit” will ich mal eine Ausnahme machen. Warum? Weil mir, ich gebe es zu, diese Floskel bisher noch nicht unangenehm aufgefallen ist.

Im Handelsblatt steht diese Formulierung heute in einem längeren Bericht über den Deutschen Aktienindex und den Brexit.

Die “überwiegende Mehrheit” wolle den ‘No Deal’ gar nicht, heißt es da.

Und die in Nordrhein-Westfalen erscheinende Neue Westfälische zitiert den Chef einer lokalen Sparkasse in einem Interview. Der Herr stellt fest,

dass sein Geldhaus häufig darauf achte, was die “überwiegende Mehrheit für unabdingbar hält”.

Allein am heutigen Donnerstag wird die “überwiegende Mehrheit” in mindestens sieben Presseartikeln sieben verschiedener Publikationen verwendet. Die Landshuter Zeitung schießt dabei den Vogel ab. In einem Beschluss der Mitgliederversammlung des Kreis-Krieger- und Soldatenverbandes heißt es, dass sogar

die “weit überwiegende Mehrheit der Delegierten das auch so sah”.

Was so sah? Keine Ahnung! Aber es war die “weit überwiegende Mehrheit”. Nicht die große Mehrheit, nein, die überwiegende Mehrheit.
Dass Mehrheit immer überwiegt, ist doch wirklich so gewichtig nicht. Nur ist es ungerecht, weil niemand von einer unterwiegenden Minderheit spricht. Oder muss es unwichtige Minderheit heißen. Wahrscheinlich!

Burkhard Heinz
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