Der Umgang mit Zeitungen und Zeitschriften ist bei der Medienbeobachtung nicht ganz ungefährlich. Dabei ist es ausnahmsweise nicht das Lektorat, das im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Es ist die sich daran anschließende Abteilung. Wir nennen sie “Schnitt”. Hier werden die im Lektorat gefundenen und markierten Presseartikel aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten. Dabei kommen nicht Scheren, sondern große Schneidelineale zum Einsatz.
Testimonials: Rein gefühlsmäßig
Peter A., freier Journalist
Wenn “sofort” zu spät ist
Im Bereich Marketing, Werbung, Öffentlichkeits- und Pressearbeit hat man vieles, nur keine Zeit. Kunden möchten daher immer mal wieder, dass ihre Medienbeobachtung oder ihr Ausschnittdienst spätestens sofort, besser aber noch gestern oder vorgestern beginnt.
Mediendatenblatt
Es gibt in der Medienbeobachtung schon das eine oder andere Wort, das man erklären muss. Ein Mediendatenblatt ist eines dieser Worte. Was ein Mediendatenblatt aber ist, ist relativ leicht zu erklären und relativ einfach zu verstehen. Wenn wir einen Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel finden, in dem Ihre Firma genannt wird, dann schneiden wir diesen Artikel nicht nur aus und legen ihn einfach beiseite, nein, wir kleben ihn auf ein Mediendatenblatt. Hier werden alle die Daten aufgeführt, die sich auf das Medium, aus dem der Ausschnitt stammt beziehen, und die mediale Herkunft des ausgeschnittenen Artikels beschreiben: Quelle, Erscheinungsdatum, Ressort, Seite, Positionierung auf der Seite. Darüber hinaus enthält das Mediendatenblatt noch weitere ergänzende Angaben wie Erscheinungsweise, Erscheinungsgebiet und Auflagenzahlen.
150 Aktenordner
Der Schriftsteller Uwe Johnson war sein eigener Ausschnittdienst. Er sammelte zwischen 1947 und 1983 Ausschnitte aus der New York Times, die sage und schreibe 150 Aktenordner füllten: das materielle Unterfutter für jedes der 365 Kapitel seines Romans “Jahrestage”, den Wikipedia folgendermaßen zusammenfasst: “Die Romanfolge, vor allem in Mecklenburg und New York spielend, ist tief geprägt vom Problem der deutschen Teilung. Der zeitliche Bogen des 1891 Seiten umfassenden Romans spannt sich vom Ende der Weimarer Republik (der Machtergreifung Hitlers) über die Anfänge der DDR bis zur Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968.”
“Nomen non est Omen”
Namen von Zeitungen spielen bei der Medienbeobachtung eigentlich keine Rolle. Das würde nur verwirren. So ist der “Trierische Volksfreund” schon wegen des leicht zu übersehenden zweiten Buchstabens kein Veröffentlichungsblatt für Veterinärmediziner. Auch ist “Der Patriot” kein Kampfblatt der Ewiggestrigen, sondern als “Lippstädter Zeitung” nur eine Unterausgabe des Westfälischen Anzeigers. Und das “Jeversche WOCHENblatt” ist kein wöchentlich erscheinendes Medium, sondern eine Tageszeitung. „“Nomen non est Omen”“ weiterlesen
1921
Medienbeobachtung und Ausschnittdienst sind Dienstleistungen, die sich vor allem mit aktuellen Quellen befassen. Eine große Zahl von Medien ist bei uns jedoch auch über ein Archiv abruf- und auswertbar. Dieses Pressearchiv reicht bis in die Anfänge des letzten Jahrhunderts zurück. Eine soeben formulierte Kunden-Anfrage nach einer Augsburger Tageszeitung vom 26. April 1921 ist deshalb für uns nicht so ganz ungewöhnlich.
“Polizeischutz und Medienbeobachtung”
Als Medienbeobachter ist man daran gewöhnt, sein eigenes Metier als Medienbeobachtung zu bezeichnen. Zu der Tätigkeit, zu der man früher Ausschnittdienst oder gar Schnipseldienst gesagt hat, sagt man heute Medienbeobachtung oder Media Monitoring. Man denkt eigentlich, dass man weiß, wovon man redet. Eigentlich. Denn manchmal stößt man auf diesen Begriff und staunt, dass er auch ganz anders verwendet wird und semantisch, also von der Bedeutung her, so fern vom unrühmlichen Paparazzi gar nicht entfernt ist. So verwendet die Frankfurter Neuen Presse Ende April dieses Jahres unter der Überschrift “Spektakel in Oggersheim” einen kurzen Text, in dem das Treffen des Altbundeskanzlers Helmut Kohl mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban kommentiert wird. Der Autorin dieses Kommentars, Cornelie Barthelme, geht es dabei vor allem um den Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenhang mit dem besagten Treffen. Zuerst, so schreibt Fr. Barthelme, sei es die Bild-Zeitung gewesen, in der das private Treffen “Wochen zuvor kundgetan wurde”. Dann sei “zwei Tage vorab unter dem Namen des Hausherrn (gemeint ist der Altbundeskanzler; m.Anm.) ein Text in einer seriösen Berliner Zeitung” erschienen. Und dann sei es zu dem Treffen gekommen: “unter Polizeischutz und Medienbeobachtung”.
Der Begriff der Medienbeobachtung wird hier also sozusagen umgedreht. Nicht ein Dienstleister beobachtet hier die Medien, sondern die Medien selbst – bzw. die für die verschiedenen Publikationen tätigen Journalisten – beobachten erst noch ein Ereignis. Der Kreis schließt sich aber dadurch, dass das die Zusammenstellung des medialen Echos dieses Ereignisses in den Medien wiederum eine Aufgabe für den Medienbeobachter ist.
Und es ist nur normal, dass der Altbundeskanzler seinem Freund ein paar Tage nach dem Treffen eine Pressemappe mit den Ausschnitten und Veröffentlichungsnachweisen zukommen läßt, in denen das “Spektakel in Oggersheim” Erwähnung fand.
Unter Verdacht
Die Kriminalrätin Dr. Eva-Maria Prohacek von der Abteilung für interne Ermittlungen, gespielt von Senta Berger, will in der heutigem Film der Fernsehserie “Unter Verdacht” gegen einen scheinbar korrupten Amtsrichter ermitteln und muss sich gegenüber dem zuständigen Gerichtspräsidenten (August Zirner) rechtfertigen. Präsident und Ermittlerin stehen sich gegenüber. Bei einem Richter, der so viel arbeitet, könne es wohl auch mal Fehlurteile geben, meint Prohacek. Die Kamera fährt herum und zeigt den Schreibtisch der Ermittlerin. Man sieht eine ganze Reihe Zeitungsausschnitte, die das Fehlverhalten des Richters, so die Kriminalrätin, dokumentieren.
Der polizeilichen Abteilung für interne Ermittlungen ist die Arbeit eines Ausschnittdienstes also auch nicht unbekannt. Nicht in dem von Martin Weinhart inszenierten Film und nicht in der Wirklichkeit.
P.S. Beinahe Unterschlagung wäre es, würde an dieser Stelle nicht noch der Name des Schauspielers erwähnt, der den schließlich überführten Amtsrichter beeindruckend darstellt: Martin Brambach.