Die Ergebnisse, die die Lektoren im Rahmen einer Medienbeobachtung finden, gehen alle noch einmal über meinen Tisch. Im Schnelldurchgang versuche ich – soweit möglich – Fehler aufzuspüren und zu korrigieren. Manchmal enthält ein Text die notierte Suchvorgabe gar nicht, manchmal ist die Quellenangabe unzureichend. Der Kunde wird mit diesen Unzulänglichkeiten nicht belästigt, wenn ich meine Arbeit vernünftig mache.
Nun liegt neulich plötzlich ein kurzer Text vor mir, in dem es um einen Bankraub geht. Nein, ich weiß, weder die Polizeibehörde noch die genannte Bank sind bei uns Auftraggeber.
Ich will den fraglichen Ausschnitt also fast wieder ans Lektorat zurückgeben, als mein Blick, wie durch Zufall, auf das Foto der Überwachungskamera fällt. „Wer kennt diese Person?“, heißt es dort. Ich kenne die Person zwar nicht, aber das kleine Logo auf der Jacke springt mir ins Auge.
Den Medienbeobachtungsauftrag des besagten Kleidungsherstellers habe ich damals, glaube ich, sogar selbst entgegen genommen. Von einem Schwerpunkt „Arbeitskleidung“ war die Rede. Daran erinnere ich mich. Den Begriff „Arbeitskleidung“ aber auch auf die Kleidung anzuwenden, die bei einem Bankraub getragen wird, wäre mir im Traum nicht eingefallen.
Das sind die Situationen, die mir klar zu verstehen geben, warum ich nicht Lektor bin.
Burkhard Heinz
mediatpress®