“Ich frame, also bin ich”

Wer kennt sie nicht? Elisabeth Wehling, Autorin des (internen) Framing Manuals der ARD, das unter dem Vorsitz des MDR von der ARD für etwas mehr als 100.000 Euro beim so genannten “Berkeley International Framing Institute” in Auftrag gegeben und dann von netzpolitik.org veröffentlicht wurde.
Beauftragt wurde das Handbuch 2017 aus der Notwendigkeit heraus sprachliche Umgangsformen zu finden, um sich mit den Personenkreisen besser auseinandersetzen zu können, die sich mit Hilfe von Frames wie “Staatsfunk” und “Zwangsgebühren” schon länger gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk positionierten.

Die Idee ist gut.

Aber was ist

a. neu am Framing und
b. Hintergrund des zitierten Instituts?

Framing ist eine “Theorie”, für die man im Deutschen schon lange das zumindest verwandte wenn auch anders gemeinte Sprichwort “Wo Rauch ist, ist auch Feuer” verwendet.
Aus der englischsprachigen Literatur kennt man außerdem den in Georg Orwells Roman 1984 verwendeten Begriff des Neusprech. Bei Wikipedia wird Neusprech beschrieben “als Bezeichnung die im übertragenen Sinn gebraucht wird für Sprachformen oder sprachliche Mittel, die durch Sprachmanipulation bewusst verändert werden, um Tatsachen zu verbergen und die Ziele oder Ideologien der Anwender zu verschleiern.”

Auf der Website von Fr. Wehling heißt es unter dem Punkt Framing: “Words are a most powerful means to make oneself comprehensible, reach customers, and mobilize fellow citizens because of a simple truth: Words evoke frames.” Und weiter “Every single word evokes a frame in the recipient’s mind. This is true for all language.”
Was wie eine Erkenntnis daher kommt – “This is true for all language” -, ist nicht nur recht eindimensional, sondern auch alles andere als neu.
In der Psychology Today, um nur ein einziges Beispiel aus neuerer Zeit anzuführen, heißt es schon 2010: “Words … can change how people perceive reality. Words create filters through which people view the world around them. … Media has the power to influence the way in which people view world events. If a media outlet, especially a reputable one, introduces a bias into the news story, the readers or listeners will tend to view the event through the biased filter established by the media report.” (Jack Schafer https://www.psychologytoday.com/us/blog/let-their-words-do-the-talking/201011/words-have-power)

Und was hat es mit dem “Berkeley International Framing Institute”, dessen Direktorin Fr.Dr. Elisabeth Wehling ist, auf sich? Eine Verbindung zur kalifornischen Universität Berkeley gibt es nicht. Unklar scheint auch zu sein, was an dem “Institut” überhaupt Institut ist. Wohl nicht viel mehr als ein neu geframter “Pluralis Majestatis”, zumal auf der Website framinginstitue.org weder Angaben zum Sitz noch zu dessen Struktur oder dessen Mitarbeitern gemacht werden. Ein Impressum fehlt gänzlich. Inhaltlich ist der wohl wichtigste Menüpunkt “About My Work”. Klickt man diesen Punkt an (“Learn more”) erscheint das Bild von Elisabeth Wehling und ein kurzer Text, der mit der “bescheidenen” Festellung endet, “Elisabeth … is the leading expert for cognitive science framing in Europe.”
Dass alle Texte der genannten Website mittig ausgerichtet sind, läßt vermuten, dass Wehling daran lag, Selbstvertrauen auch typographisch einen Frame, will sagen, eine Form zu geben.

Burkhard Heinz
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