“Nomen non est Omen”

Namen von Zeitungen spielen bei der Medienbeobachtung eigentlich keine Rolle. Das würde nur verwirren. So ist der “Trierische Volksfreund” schon wegen des leicht zu übersehenden zweiten Buchstabens kein Veröffentlichungsblatt für Veterinärmediziner. Auch ist “Der Patriot” kein Kampfblatt der Ewiggestrigen, sondern als “Lippstädter Zeitung” nur eine Unterausgabe des Westfälischen Anzeigers. Und das “Jeversche WOCHENblatt” ist kein wöchentlich erscheinendes Medium, sondern eine Tageszeitung. „“Nomen non est Omen”“ weiterlesen

Lie to me

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Die Rolle, die Tim Roth in der bei Vox derzeit laufenden Serie spielt, ist dem amerikanischen Psychologen und Anthropologen Dr. Paul Ekman nachempfunden, dessen Spezialgebiete die nonverbale Kommunikation und vor allem die Mikroexpressionen sind. In der Serie mit dem Titel “Lie to me” ist Tim Roth Carl Lightman, der Chef der Lightning Group und als solcher Berater des FBI. Im ersten Kapitel dieses Herbstes geht es um einen brutalen Typen, der seine Opfer mit Säure verletzt, aber im Gefängnis matt gesetzt wurde. Das Problem ist ein Nachahmer, den die Polizei nun sucht. Es gibt eine Spur und einen Verdächtigen, den ein etwas impulsiver Sergeant namens Ben Reynolds gespielt von Mekhi Phifer, im Beisein des Psychologen Lightman nun verhört. „Lie to me“ weiterlesen

Chinese zum Ausschneiden

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Im Jahr 2011 drehte Sebastián Borensztein eine Komödie über einen argentinischen Eisenwarenhändler namens Roberto. Roberto ist Einzelgänger und hat keinerlei Absichten irgendetwas an diesem Status zu ändern: sein Tag ist geregelt, er ist zufrieden.
Eines Tages beobachtet Roberto jedoch in der Nähe des Flughafens wie ein Taxifahrer einen Fahrgast grob aus seinem Wagen befördert. Es ist der Chinese Jun. Roberto hat Mitleid mit Jun, will ihm helfen, versteht dessen Sprache aber ebenso wenig wie Jun seine Sprache versteht.
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Kundendaten

Seit der Gründung im Jahr 1997 steht in unseren AGBs, dass wir mit den Namen unserer Kunden keine Werbung machen.

Dabei ist unser Gewerbe weit davon entfernt, anrüchig zu sein. Wir würden wahrscheinlich auch keine Interna ausplaudern, erwähnten wir, dass eine bekannte Firma uns zu ihrem Medienbeobachter gemacht hat. Und, ehrlich gesagt, manche Akquise wäre vielleicht etwas leichter, wenn wir dem Interessierten sagen könnten, dass wir auch für die und die Firma arbeiten.

Aber was würde diese Art der Werbung eigentlich bedeuten? Nicht viel, da ja zum Beispiel über das Dienstleistungsverhältnis nichts ausgesagt würde. Ist der Kunde, dessen Name man nennt, zufrieden? Ist er vielleicht erst seit Kurzem Kunde oder hat er vielleicht schon gekündigt?
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Drucksache 16/3737

Bildschirmfoto 2016-08-19 um 14.08.37Durch Zufall ist einer unserer Mitarbeiter per Google auf einen kleinen Text gestoßen, den wir natürlich im Rahmen dieses Blogs veröffentlichen. Weil wir keine Werbung mit unseren Kunden machen, mussten einige Stellen leider geixt werden. Landtag XXXXXXXXXX. 16. Wahlperiode. Drucksache 16/3737. Abschnitt E. Frage Nr. 87. “Welcher Medienbeobachtungsservice wurde beauftragt?” Antwort: “Es wurde der Medienbeobachtungsservice mediatpress (Geschäftsinhaber Burkard Heinz), Reinsburgstraße 72, 70178 Stuttgart beauftragt…. Mit Hilfe des Medienbeobachtungsservices lässt sich eine Steigerung der Anzahl der Fundstellen und Textbelege feststellen, die belegen, dass in den in XXXXXXXXXXXXXX erscheinenden Printmedien sukzessive mehr über XXXXX berichtet wird.”

Dream

Seit längerer Zeit sind wir für einen großen Elektronik-Anbieter tätig, für den wir einige Hausmarken überwachen; hinter einer dieser Marken steckt ein Musik-Streaming-Dienst. Heute liegt ein Artikel aus der Zeitschrift Schöner Wohnen vor mir, der das Thema aufgreift, um zu beschreiben, wie man die gestreamte Musik in der ganzen Wohnung hören kann. Der Artikel trägt in Anlehnung an die Rede, die Martin Luther King am 28. August 1963 in Washington hielt, die schöne Überschrift “I have a Stream”.

Shine

Peter Helfgott und sein Sohn David.

Der australische Film “Shine” stammt aus dem Jahre 1996. In ihm wird das Leben des Pianisten David Helfgott und dessen sehr schwierige Beziehung zu seinem Vater geschildert. Dessen Strenge, musikalischer Anspruch und Erinnerungen an den Verlust seiner Familie in deutschen Konzentrationslagern lösen bei dem außergewöhnlich begabten Sohn eine schwere Krise aus, in deren Verlauf der heute weltbekannte Klaviervirtuose 10 Jahre in einer psychiatrische Klinik verbringt.
Scott Hicks, der das Drehbuch geschrieben und die Regie geführt hat, zeigt uns den Stolz des Vaters indem er ihn nachts durch ein Album blättern läßt, das neben einigen Fotos eine große Zahl von Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten enthält, in denen sein Sohn erwähnt wird.
Als David gegen den Willen seines Vaters ein Stipendium in London annimmt, sagt der Vater drohend: “Wenn Du durch diese Türe gehst, dann hast Du keine Familie mehr”. In einer der nächsten Szenen sieht man den verbitterten Vater wie er das besagte Album zerreißt und mit allen Erinnerungen an seinen geliebten Sohn verbrennt.
In den Hauptrollen von Shine sieht man Armin Müller-Stahl, der den strengen Vater spielt, und Geoffrey Rush, der für seine Interpretation des erwachsenen David Helfgott im Jahr 1997 einen Oskar bekommt.

1921

Medienbeobachtung und Ausschnittdienst sind Dienstleistungen, die sich vor allem mit aktuellen Quellen befassen. Eine große Zahl von Medien ist bei uns jedoch auch über ein Archiv abruf- und auswertbar. Dieses Pressearchiv reicht bis in die Anfänge des letzten Jahrhunderts zurück. Eine soeben formulierte Kunden-Anfrage nach einer Augsburger Tageszeitung vom 26. April 1921 ist deshalb für uns nicht so ganz ungewöhnlich.

Hannah Höch

Eine der bekannteren Persönlichkeiten, die sich im Bereich der Kunst mit der Medienbeobachtung beschäftigt haben, ist die Ende des 19. Jahrhundert in Gotha geborene Hanna Höch (Wikipedia), die dem Dada zugeordnet wird. Die Kunsthalle Mannheim (Website der Kunsthalle) hat in einer Ausstellung, die noch bis Mitte August 2016 zu sehen ist, ihre wichtigsten Werke zusammengestellt. Es ist die Collage, mit der sich die Lebensgefährtin unter anderem von Raoul Hausmann (Wikipedia) vor allem beschäftigt hat. Hannah Höch war die einzige Frau der Berliner Dada-Szene. Sie fand ihre Motive im urbanen Leben des frühen 20. Jahrhunderts, das, so Georg Leisten in der Stuttgarter Zeitung, das goldene Zeitalter der Printmedien war. Zeitungen, Zeitschriften und Plakate boten Hannah Höch einen Bilderschatz, den sie genussvoll ausschlachtete. Eines der bekannteren Bilder Höchs ist das kurz nach dem ersten Weltkrieg entstandene “Schnitt mit dem Küchenmesser…” (Bild ansehen), in dem die Dadaistin Bilder und Texte miteinander kombiniert, die sie vorher aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten hat.

“Polizeischutz und Medienbeobachtung”

Als Medienbeobachter ist man daran gewöhnt, sein eigenes Metier als Medienbeobachtung zu bezeichnen. Zu der Tätigkeit, zu der man früher Ausschnittdienst oder gar Schnipseldienst gesagt hat, sagt man heute Medienbeobachtung oder Media Monitoring. Man denkt eigentlich, dass man weiß, wovon man redet. Eigentlich. Denn manchmal stößt man auf diesen Begriff und staunt, dass er auch ganz anders verwendet wird und semantisch, also von der Bedeutung her, so fern vom unrühmlichen Paparazzi gar nicht entfernt ist. So verwendet die Frankfurter Neuen Presse Ende April dieses Jahres unter der Überschrift “Spektakel in Oggersheim” einen kurzen Text, in dem das Treffen des Altbundeskanzlers Helmut Kohl mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban kommentiert wird. Der Autorin dieses Kommentars, Cornelie Barthelme, geht es dabei vor allem um den Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenhang mit dem besagten Treffen. Zuerst, so schreibt Fr. Barthelme, sei es die Bild-Zeitung gewesen, in der das private Treffen “Wochen zuvor kundgetan wurde”. Dann sei “zwei Tage vorab unter dem Namen des Hausherrn (gemeint ist der Altbundeskanzler; m.Anm.) ein Text in einer seriösen Berliner Zeitung” erschienen. Und dann sei es zu dem Treffen gekommen: “unter Polizeischutz und Medienbeobachtung”.

Der Begriff der Medienbeobachtung wird hier also sozusagen umgedreht. Nicht ein Dienstleister beobachtet hier die Medien, sondern die Medien selbst – bzw. die für die verschiedenen Publikationen tätigen Journalisten – beobachten erst noch ein Ereignis. Der Kreis schließt sich aber dadurch, dass das die Zusammenstellung des medialen Echos dieses Ereignisses in den Medien wiederum eine Aufgabe für den Medienbeobachter ist.

Und es ist nur normal, dass der Altbundeskanzler seinem Freund ein paar Tage nach dem Treffen eine Pressemappe mit den Ausschnitten und Veröffentlichungsnachweisen zukommen läßt, in denen das “Spektakel in Oggersheim” Erwähnung fand.

Überschriften

Überschriften sind eine Kunst für sich. Manchmal gelingen Sie gut, manchmal gelingen sie nicht so gut. Manchmal laden sie ein, den vollständigen Text des dazu gehörenden Artikels zu lesen, manchmal erübrigt sich das auch. Manche Zeitungen bestehen eigentlich nur aus Überschriften: groß, bunt, unterhaltend. Das ist in Ordnung. Andere Zeitungen legen wert auch auf die redaktionell erstellten Texte. So zum Beispiel die in Flensburg erscheinende Husumer Nachrichten. Dort heißt es in einer Überschrift zu einem Text, der sich auf ein Konzert im Nordsee-Congress-Centrum bezieht: The Greatest Love of All (gedachte Pause) fällt aus.
Schade!

Unter Verdacht

Die Kriminalrätin Dr. Eva-Maria Prohacek von der Abteilung für interne Ermittlungen, gespielt von Senta Berger, will in der heutigem Film der Fernsehserie “Unter Verdacht” gegen einen scheinbar korrupten Amtsrichter ermitteln und muss sich gegenüber dem zuständigen Gerichtspräsidenten (August Zirner) rechtfertigen. Präsident und Ermittlerin stehen sich gegenüber. Bei einem Richter, der so viel arbeitet, könne es wohl auch mal Fehlurteile geben, meint Prohacek. Die Kamera fährt herum und zeigt den Schreibtisch der Ermittlerin. Man sieht eine ganze Reihe Zeitungsausschnitte, die das Fehlverhalten des Richters, so die Kriminalrätin, dokumentieren. 
Der polizeilichen Abteilung für interne Ermittlungen ist die Arbeit eines Ausschnittdienstes also auch nicht unbekannt. Nicht in dem von Martin Weinhart inszenierten Film und nicht in der Wirklichkeit. 
P.S. Beinahe Unterschlagung wäre es, würde an dieser Stelle nicht noch der Name des Schauspielers erwähnt, der den schließlich überführten Amtsrichter beeindruckend darstellt: Martin Brambach.

A Beautiful Mind

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John Nash erhielt 1994 den Nobelpreis für Wirtschaft. Er war Mathematiker und schizophren. In dem Film A Beautiful Mind erzählt Ron Howard das Leben dieses Mannes. 2001 erhält der Film vier Oskars, unter anderem für die beste Regie.

Es gibt immer wieder Filme und Bücher, in denen das Sammeln oder Auswerten von Medien behandelt wird. Ist man Medienbeobachter dann schaut man auf künstlerische Erwähnungen dieses Metiers mit besonderem Interesse. In A Beautiful Mind gibt es mindestens zwei Szenen, die in diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert sind. Kurioserweise bedient sich der Regisseur dabei einer Kenntnis von der Arbeit eines normalen Lektors (die eigentlich niemand hat), der er aber durch bewusste Übertreibung etwas Wahres abringt: denn was man zu sehen bekommt, kann nicht das Werk eines NORMALEN Lektors sein.
Erzählerisch macht Ron Howard im ersten Teil des Films den Zuschauer und den Protagonisten in ihrer jeweiligen Wahrnehmung der Realität zu Komplizen. Sowohl John Nash wie wir wissen nicht, mit was genau wir es zu tun haben: mit einer individuell halluzinierten Wahnwelt oder einer allgemein zugänglichen Wirklichkeit. Diese Komplizenschaft aber wird in den besagten Szenen aufgekündigt; der Zuschauer wird aus der kinematographischen Symbiose, die er mit dem Hauptdarsteller eingegangen war, herausgeworfen und der spätere Nobelpreisträger, interpretiert von Russell Crowe, bleibt um so einsamer zurück.

In beiden Szenen ist es Alisha, die Frau des Matematikers, gespielt von Jennifer Connelly, die uns bei diesem Bruch begleitet. Der Ort in der ersten Szene ist ein Zimmer in der nordamerikanischen Princeton-Universität, wo John Nash im “Auftrag der CIA und des Pentagons” arbeitet. In der zweiten Szene ist es ein heruntergekommener Schuppen in der Nähe des Wohnhauses der Familie; auch hier arbeitet Nash mit militärischer Unterstützung.
Während die Bilder in Princeton der Ehefrau auf tragischste Weise vor Augen führen, wie es um die psychische Gesundheit ihres Mannes bestellt ist, illustrieren die Aufnahmen im Innern des heruntergekommenen Schuppens, Jahre nach Princeton, dass die bezwungen geglaubte Krankheit nach wie vor aktiv ist.

Beide Male fährt die Kamera langsam zurück und zeigt einen vollkommen leeren Raum, dessen Wände von oben bis unten mit Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten beklebt sind, einer gar seltsamen Tapete, auf der Linien und Markierungen kein geheimes Kommunikations-Muster offenbaren, sondern den Realitätsverlust eines kranken Menschen.
Es ist nur verständlich, dass ein durchschnittlicher Zuschauer nicht weiß, was genau ein Lektor, der beruflich Zeitungen und Zeitschriften auswertet, tut. Es ist aber doch erstaunlich, dass ein durchschnittlicher Zuschauer recht genau zu wissen scheint, was ein normaler Lektor eben NICHT tut.
Anders würde A Beautiful Mind nicht funktionieren.

Tagesschau

Wie sagt man, wenn man etwas gehört hat, das wahr ist? Wenn man es liest sagt man, dass es da und da stand, Schwarz auf Weiß. Ich glaube man sagt, dass man es mit den eigenen Ohren gehört hat. Mit wessen Ohren sollte man es denn auch sonst hören können? Aber das ist nicht wichtig. Auf jeden Fall habe ich es gehört. In der Tagesschau. Kurz vor dem Wetterbericht. Dass die Uhren diese Nacht um 2 Uhr um eine Stunde auf 3 Uhr vorgestellt werden. Künftig, so der Tagesschausprecher Thorsten Schröder wortwörtlich, bleibt es nun länger hell. Ich gebe zu, dass ich mir nicht für 2 Uhr nachts den Wecker gestellt habe, um unsere Uhren pünktlich vorzustellen. Heute morgen aber, direkt nach dem Frühstück, habe ich alle unsere Uhren um 3 Stunden vorgestellt, weil mir eine nachmittägliche Stunde mehr Licht einfach nicht reicht. Mal sehen, ob die Sonne jetzt tatsächlich so viel später untergeht als gestern. Gestern, bei der Tagesschau, war es jedenfalls schon dunkel. Heute wird also um dieselbe Zeit noch die Sonne scheinen. Und wenn es stimmt, dass es allein durch das Drehen an der Uhr länger hell bleibt, dann stelle ich unsere Uhren morgen noch einmal zwei Stunden vor. Das wird den Nachbarn zwar nicht gefallen, aber das Hemd ist einem nunmal näher als die Hose. 

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