Hobbits Schaden

Versicherungsvertreter kann ich nicht ausstehen und auf Hobbits und Herren der Ringe kann ich leicht verzichten. Heute veröffentlicht die Website pfefferminzia aber eine nicht uninteressante Rechnung, in der beides vorkommt. Ein Versicherungskonzern hat sich eine originelle PR-Kampagne ausgedacht und schreibt unter der Überschrift “Versicherungsmarkt in Mittelerde kollabiert”, dass “die zahlreichen Schlachten in “Der Hobbit” Teil 3 stolze 333 Millionen Euro Schaden” verursachen würden, hätten sie denn tatsächlich stattgefunden: “Allein durch den Angriff des Drachen Smaug auf die Seestadt werden 1.200 Einfamilienhäuser, 250 Holzboote, ein Regierungssitz und ein Alarmturm zerstört. Laut Versicherer entspräche das einem Schaden von über 90 Millionen Euro. … Die zahlreichen Menschenleben, die die Schlachten kosten, würden zudem Personenschäden in Höhe von 235 Millionen Euro verursachen.”

Beobachtungsmedien

Es ist heikel sich als betriebsblind zu outen. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich unter Medienbeobachtung eigentlich immer die Beobachtung der Medien verstanden habe. Auf der in Hamburg erscheinenden Website von in.de finde ich nun eine andere Bedeutung. Dort heißt es in einem Text über die bezaubernde Eva Mendes, dass ihr soeben geborenes Kind, der Trubel in Los Angeles und “das Leben unter ständiger Medienbeobachtung” drei Gründe seien, von L.A. fortzuziehen.

Erheiterndes und Ernstes

Wenn man beruflich mit Nachrichten zu tun hat, entwickelt man merkwürdige Wahrnehmungsstrategien, bei denen Erheiterndes und Ernstes manchmal durcheinander geraten. Denn was ist tatsächlich lustig an der Meldung in der heutigen Sächsischen Zeitung, dass die Heidenauer Feuerwehr ein neues Auto bekommt?

Ziel

Orthografische Erbsenzählerei ist etwas, was mir, als (ehemaliger) Rechtschreibschwächling, eher unsympathisch ist. Im Rahmen meiner Arbeit im Bereich Medienbeobachtung gibt es aber immer wieder kleine Bonbons, die wenigstens unterhaltenden Charakter haben. So liegt grade ein Ausschnitt auf meinem Tisch, der aus der in dem im münsterländischen Gronau erscheinenden Wochenblatt mit dem Namen “Hallo Sonntag Northeim” erschienen ist. Der Text erzählt etwas über eine Gruppe von Marathonläufern. Der Artikel ist etwa 250 Worte lang, wird mit einem Foto der für 5 Läufer illustriert und trägt die schöne Überschrift “Weg ist das Ziel”.

Verbreitete Auflage

Bei der Medienbeobachtung erhält der Kunde nicht nur den losen, ausgeschnittenen Zeitung- oder Zeitschriftentext. Nein, er erhält diesen feinsäuberlich ablösbar aufgezogen auf einem so genannten Medienblatt. Das Medienblatt enthält alle die Daten, die durch den “Ausschnitt” verloren gegangen sind – weggeschnitten wurden. Zu den wichtigsten Angaben gehören dabei die Quelle und das Erscheinungsdatum. Nachgewiesen werden aber auch mindestens zwei Auflagenzahlen: die verkaufte und die verbreitete, wobei diese zuletzt genannte immer höher liegt als jene, weil sie neben den verkauften zum Beispiel auch Ansichts-, Beleg- oder Probeexemplare umfasst. Darüber hinaus gibt es Medien, die nur “verbreitet” werden. Wie etwa die wöchentlich erscheinenden Anzeigen- oder Wochenblätter – im Volksmund auch “Käseblätter” genannt.
Heute ist mir eine Publikation auf den Tisch gekommen, bei der das Verhältnis zwischen verkaufter und verbreiteter Auflage besonders “interessant” ist: die DLG Lebensmittel. Die verkaufte Auflage gibt die IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) bei dieser, in Frankfurt erscheinenden Fachzeitschrift mit “2” (in Worten: zwei) an, die verbreitete Auflage mit 10.054.

Geburtsanzeigen

Bei der Auswertung von Zeitungen kann man vielerlei zusammentragen. Zum Beispiel Geburtsanzeigen. Man findet sie in aller Regel in der Rubrik “Anzeigen”, aber auch in “Lokales”, “Bekanntmachungen” oder “Sonderveröffentlichungen”. In beinahe poetischer Weise hat die in Niedersachsen erscheinende “Goslarsche Zeitung” ihre Geburtsanzeigen in der vergangenen Woche in der Rubrik “Antworten” veröffentlicht. Mitunter kommt es bei der Zuordnung von Geburtsanzeigen in die Rubrik einer Tageszeitung auch zu Notlösungen: wenn nirgendwo mehr Platz ist, dann können die besagten Bekanntmachungen auch schon mal unter “Fernsehen” veröffentlicht werden. Das war zum Beispiel der Fall bei den Oldenburger Nachrichten vom 10.Juni des vergangenen Jahres. Nun gut, wenn dann in anderen Rubriken kein Platz mehr ist, dann sollte man vielleicht besser eine neue Rubrik erfinden, statt, wie die Ibbenbührener Volkszeitung vom 25. August 2014, Geburtsanzeigen in der Rubrik “An- und Verkauf” zu platzieren. Auch wenn der Billerbecker Anzeiger vom 4. Juli 2014, die Northeimer Neuesten Nachrichten vom 12. April 2014 und die Gronauer Nachrichten vom selben Tag es – um nur einige zu nennen – genauso machen, ein bisschen sehr daneben ist es schon, oder?

Ferienspaß

Fehler macht (fast) jeder. Darüber zu schreiben interessiert nicht – selbst in Fb. Ausnahmen sind Fehler, die, weil sie Anlass zum Denken geben, künstlerischen Charakter haben. Am besten noch, wenn sie öffentlich begangen werden. In der Presse. So liegt grade eben ein Text aus dem Celler Kurier vor mir, in dem es heißt “Ferienpassaktionen 2014 starteten mit Spiel und Spaß”. “FerienPASSaktionen” könnte, denke ich mir, eine interessante Wortschöpfung sein, denn natürlich muss es nicht “FerienPASSaktionen” heißen, sondern “FerienSPASSaktionen”. Gebe ich aber “Ferienpass” in einer Suchmaschine ein, dann fördert der googelsche Algorithmus eine ganze Reihe von Einträgen hervor, die “Pass” – auch als FerienPASS – als eine Art Ausweis verstehen, mit dem man an solchen Veranstaltungen teilnehmen kann, die vor allem in der Ferienzeit für Kinder und Jugendliche organisiert werden. Und genau so verhält es sich auch bei dem Text des Celler Kuriers, der bei näherer Lektüre selbstverständlich auf “FerienPASSaktionen” besteht.
Wahre Kunst besteht eben doch vor allem in Selbsterkenntnis. Und nur die Rechtschreibprüfung auf meiner Seite zu haben, die “Ferienpassaktion” auch als fehlerhaft rot unterstreicht, ist wenig, aber grad genug, um zugeben zu müssen, dass ich der Blödmann bin.

Fortschritt

Der spanische Cellist Pablo Casals wurde einmal gefragt, warum er mit 90 Jahren immernoch regelmäßig übe. Seine Antwort: Weil ich Fortschritte mache.

Sommer

Im Sommer kommt es immer wieder vor, dass der Cursor sich selbständig macht. Zuerst läuft er einige kurze, vollkommen unberechenbare Strecken, deren Richtungswechsel stets durch sehr scharfe Winkel charakterisierbar sind. Dann verläßt er die flache Scheibe des Bildschirms und landet auf der Schreibtischlampe. Ich persönlich mag dieses Cursor-Fliegen-Verwechslungsspiel gar nicht.

Schwedenbombe

Die LK-Handeszeitung schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, dass das österreichische Unternehmen

Niemetz am 17. Juni 2014 den ersten “Tag der Rettung der Schwedenbombe” beging, denn nach der nahtlosen Übernahme des insolventen Traditionsunternehmens durch die Heidi Chocolat AG sind im Jahr 2013 an diesem Tag die Schwedenbomben zum ersten Mal unter der neuen Leitung hergestellt worden.

Ich gebe zu, dass ich mich gefragt habe, was denn eine Schwedenbombe ist. Verräterisch war allerdings das Auftauchen des Wortes “Chocolat” im Text. Schwedenbombe konnte also nichts Böses sein. Schon die Bildersuche im Internet führte zu einem Aha-Erlebnis.

Niemetz Schwedenbomben Foto: Clemens Fabry

Public viewing

Im amerikanischen Englisch meint “Public Viewing” etwas ganz anderes als im Deutschen, so die Süddeutsche Zeitung heute. Man könne es nicht oft genug sagen: “public viewing” bringt man in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht mit nationalfarbig bemalten Menschen vor Großbildleinwän-den in Verbindung, sondern mit dunkel gekleideten Personen vor Särgen, denn das Begriffspaar meint hier nichts anderes als eine Leichenschau.

URL

Eigentlich müsste Hr. Dr. URL – die Abkürzung steht für Uniform Resource Locator und meint die Adresse einer Website –  wegen seines Nachnamens mindestens Berater des neuen Microsoft-Chefs in Sachen Internet oder Google-Vorstandsvorsitzender geworden sein. Ist er aber nicht. Laut heutiger Ausgabe der Fachpublikation Fleischwirtschaft wurde er “geschäftsführender Direktor der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA)”. Mit Vornamen heißt der Mann übrigens Bernhard. Und sein Nachname ist tatsächlich keine Abkürzung.

Keks-Etymologie

Das Wort “Keks” ist eine Erfindung der Firma Bahlsen und geht auf die Eindeutschung des englischen Wortes “Cakes” zurück. Damit wollte Hermann Bahlsen das Gebäck “salonfähig” machen, so schreibt heute u.a. die Welt. Der Enkel des Firmengründers ist jetzt mit 86 Jahres gestorben.

Leer

Zugegeben: Witze über Ostfriesen gehören in die Zeit als das Internet noch nicht existierte. Gibt es da einen Zusammenhang den ich nicht verstehe? Führt die Domain www.ostfriesenwitze.de deshalb zu einer Website, wo ausgerechnet Werbung für Kaffeevollautomaten gemacht wird, weil in Ostriesland mehr Tee getrunken wird nirgendwo sonst auf der Welt – wenn man Wikipedia glaubt.

Nackt

Zitat: “Nachdem Le Corbusier die Sängerin und Tänzerin Josephine Baker 1929 nackt gezeichnet hatte, forderte er ‘neue Bauwerke aus dem Geist ihres Tanzes’! Charles-Édouard Jeanneret-Gris – so Le Corbusier mit bürgerlichem Namen – war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts.” (Financial Times Deutschland 14.09.2011)

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