Schwarze Löcher, Fotografie und Medienbeobachtung

Vor wenigen Tagen bemühten sich die Astronomen der Event-Horizon-Telescope-Kollaboration um Aufmerksamkeit. Das Ereignis: sie hatten ein “Schwarzes Loch” fotografiert, das, wie jedes Ungetüm dieser Kategorie, in einer unvorstellbaren Entfernung von der Erde, mit einem unvorstellbaren Gewicht, im Weltraum sein Unwesen in dem Sinne treibt, dass dieses “Ding” alle in seiner Umgebung befindliche Materie wie ein Industriestaubsauger aufsaugt, den man in ein Aquarium hält.

Man ließ in sechs parallel veranstalteten Pressekonferenzen u.a. verlautbaren, dass die Aufnahme des “Schwarzen Lochs” so beeindruckend sei wie die Aufnahme, die William Anders 1968 aus der Apollo 8 heraus, von der bis dahin nie gesehenen, aufgehenden Erde gemacht hatte (“Earthrise“). Doch weit gefehlt, vor allem deshalb, weil man “Schwarze Löcher” überhaupt nicht fotografieren kann. Sie saugen nämlich nicht nur jede Materie auf, auch hat Licht gegen ein “Schwarzes Loch” keine Chance. Und ohne Licht, keine Fotografie.

Die Damen und Herren von der Event-Horizon-Telescope-Kollaboration hatten sich also etwas einfallen lassen, um trotzdem eine Fotografie präsentieren zu können. Sie färbten kurzerhand die von den (Radio-)Teleskopen wahrgenommenen Radiowellen, mussten vorher jedoch sicherstellen, dass es überhaupt etwas zu färben gibt.
Radiowellen verhalten sich nämlich gemäß dem “Gesetz des inversen Abstandsquadrates” und werden nicht linear übertragen, sondern kugelförmig nach allen Seiten, so dass sich die Signalstärke mit dem doppelten Abstand auf ein Viertel und bei dem dreifachen Abstand schon auf ein Neuntel reduziert.

Dazu ein Beispiel aus der Raumfahrt. Die Raumsonde Voyager 1, die 1977 ihre Reise ins Weltall begann, hatte einen 20-Watt-Radiosender an Bord. Seine Signale waren von der Erde aus zu empfangen und gaben Auskunft darüber, wo die Sonde sich in jedem Moment befand. Dieses Signal hatte bereits 1998, als 21 Jahre nach dem Start, eine Signalstärke, die 20 Milliarden Mal schwächer war, als die Leistung einer normalen Armbanduhrbatterie. Und Voyager 1 befand sich zum damaligen Zeitpunkt – 1998 – grade einmal nur 7,5 Milliarden km von der Erde entfernt, in Lichtgeschwindigkeit ausgedrückt ist das eine Strecke von weniger als 7 Stunden.

Das nun fotografierte “Schwarze Loch” befindet sich in einer Entfernung von – ACHTUNG! – 55 Millionen LichtJAHREN. Sein “Sender” ist aber um einen unvorstellbaren Faktor stärker als der der Voyager 1. Und trotzdem mussten 8 der leistungsstärksten terrestrischen Telescope zusammengeschaltet werden, um etwas empfangen zu können, das man einfärben konnte.

Und warum das alles in einem Blogbeitrag einer Firma, die sich der Medienbeobachtung verschrieben hat?

Nur durch die Zusammenschaltung der 8 der leistungsstärksten terrestrischen Telescope wurden Aufnahmen ermöglicht, die verglichen mit einen Fernrohr und abgesehen von Lufttrübung und Erdkrümmung, es möglich machen würden, – JETZT KOMMT’s – von Deutschland aus eine Zeitung in New York zu lesen – und nicht nur die Überschriften.

Burkhard Heinz
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