Regen

Todesanzeigen lese ich eigentlich nicht, dem jetzt verstorbenen Filmschaffenden Helmut Dietl trauere ich nicht besonders nach und Karl Valentin fand ich persönlich irgendwie immer etwas überbewertet. Heute fällt mein Blick in der Süddeutschen Zeitung auf eine Todesanzeige von Helmut Dietl, in der Karl Valentin mit folgendem Satz zitiert wird: “Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch”. Genial! 

“Gewufft wie”

Im Dortmunder U läuft seit einigen Wochen die Ausstellung “Arche Noah – Über Tier und Mensch in der Kunst”. So ganz spaßlos scheint es bei den Öffentlichkeitsarbeitern nicht zuzugehen, wie sonst wären sie nun auf die Idee gekommen, Tierhalter und Tierhalterinnen anzusprechen und sie einzuladen ihren Vierbeinern, um die es ja schließlich letztlich in der Schau geht, die Ausstellung zu zeigen. In den Medien der Funke-Mediengruppe – WAZ, NRZ, WR … – konnte man neulich einen großen Artikel mit der nicht unoriginellen Überschrift “Gewufft wie!” lesen. Und grad eben liegt ein kleinerer Artikel aus dem Hellweger Anzeiger vor mir, in dem der Direktor des Museums Ostwall seinem Hund ein in dessen Höhe angebrachtes Bild “zu erklären versucht”, das in einem Kinderworkshop der Ausstellung entstanden ist. Leider scheint der Hund etwas unkonzentriert und mehr Interesse zu haben am Hosenbein des Fotographen, in dessen Richtung er mit größerer Aufmerksamkeit guckt.

Verlassen

Aus Fehlern lernt man, sagt der Volksmund. Eine besondere Variante dieser Weißheit aus dem Bereich Satzbau bot neulich die sich auf Personalmeldungen im Bereich Marketing und Werbung fokussierende Online-Plattform kress.de. Hier hieß es in einer Meldung wörtlich: “maxdome hat Andreas H. verlassen, um sich neuen Herausforderungen zu widmen”. Gemeint war zwar, dass das genannte Unternehmen das Beschäftigungsverhältnis mit seinem Mitarbeiter beendet hat, und dieser nicht mehr bei dem genannten Unternehmen beschäftigt ist, gesagt wurde aber durch die etwas holprige Satzstellung auch, dass der genannte Mitarbeiter SICH nun wohl auch nicht mehr mit dem genannten Unternehmen beschäftigt. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen: so wie er es verlassen hat, hat auch es ihn verlassen…

Berlinale

Zur Berlinale gibt die Deutsche Filmversicherungsgemeinschaft, kurz DFG, eine Pressemitteilung raus, in der es interessanterweise u.a heißt, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sei, dass bei den 400 Filmen, die im Programm zu sehen sind, in über 100 Fällen versicherungstechnisch ein Schaden zu beheben war. Es handle sich dabei allerdings nicht gleich um Millionen-Beträge, aber immerhin. So könne es schnell 80.000 Euro kosten, wenn ein Drehtag nachzuholen ist.
mehr unter http://www.gdv.de/2015/02/einen-drehtag-nachholen-kann-schnell-80-000-euro-kosten/

Erkenntnistheorie

Einer unserer Kunden, für den wir eine Medienbeobachtung machen, ist ein großer Textilhersteller. Sein Metier sind Teppiche, Decken, Gardinen, Bezüge und was man sich noch so alles vorstellen kann. Ich muss noch sagen, dass ich selbst nicht als Medienlektor arbeite, sondern nur die Ergebnisse überprüfe, die von den Lektorinnen und Lektoren als Treffer markiert und entsprechend für die Kunden “gebucht” werden. Als im Zusammenhang mit dem besagten Textilhersteller plötzlich ein eine ganze Zeitungsseite umfassender Text über den in Heidenheim im Jahr 1867 geborenen Philosophen Heinrich Maier vor mir liegt, denke ich, dass das nur ein Lektoratsfehler sein kann. Maiers Arbeiten, so heißt es in dem Artikel der Heidenheimer Neuen Presse, bewegen sich “an der Grenze von Psychologie und Erkenntnistheorie”. Das passt ja, denke ich noch und will den Text mit einem entsprechenden Vermerk dem zuständigen Lektor zurückgeben, als mein Blick auf das untere Ende der vorletzten Spalte fällt. Hier finde ich mit Kugelschreiber eine kleine Markierung: die beiden ersten Buchstaben eines Firmennamens sind unterstrichen. Und tatsächlich arbeitete der Vater des Philosophen Ende des 19. Jahrhunderts bei “unserem” Textilhersteller. Gut, dass ich nicht Lektor bin, denke ich noch.

Eigengewächs

Seit Jahren stellen wir für einen Kunden Personalmeldungen aus der Presse zusammen. Das ist nicht unbedingt eine sehr schöpferische Tätigkeit. Gearbeitet wird vor allem nach dem Prinzip Copy und Paste. Dass schöpferisches Arbeiten in den die jeweiligen Nachrichten formulierenden Redaktionen aber nicht immer zu journalistischen Meisterwerken führt, zeigen einige Stilblüten, die der Beschränktheit des bei Personalmeldungen zur Anwendung kommenden Wortschatzes zu entfliehen bemüht sind. So lese ich heute auf der Website des Private Banking Magazins folgende Notiz: “Christian Mangartz übernimmt von Georg Albrecht die Leitung des regionalen Family Office der Hypovereinsbank für Nord-West-Deutschland. Bei Mangartz handelt es sich” – und jetzt kommt es – “um ein Eigengewächs.”

Laber

Die “Allgemeine Laber-Zeitung” heißt wirklich so. Sie erscheint in einer Auflage von 6782 Exemplaren südlich vom bayerischen Regensburg. Es ist nicht der Inhalt, der der Zeitung den Namen gegeben hat, sondern die Region, durch die die Große Laaber und die Kleine Laaber fließen. “Große Laaber” und “Kleine Laaber” – folgt man Wikipedia – kann man mit einem oder mit zwei “A” schreiben.

Medienbeobachtung mit Gänsefüßchen

Medienbeobachtung der besonderen Art wird von der IVW (http://www.ivw.eu) durchgeführt. Die IVW ist die “Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern”. Sie ist ein gemeinnütziger Verein und als solcher eingetragen im Berliner Vereinsregister. Während wir normalen Medienbeobachter (beinahe) den gesamten Inhalt einer Publikation “verarbeiten”, beschränkt sich die IVW auf – man verzeihe mir diese Verkürzung – “Äußerlichkeiten” und trifft Aussagen über Auflagenzahlen und Reichweiten sowie deren Entwicklung. 

So hieß es in der letzten Pressemitteilung dieser “Medienbeobachter” zum Beispiel, dass die Verkaufsauflage von Tageszeitungen des dritten Quartals im Vergleich zum Vorjahr um ganze 4,8 Prozent gesunken sei, eine Tendenz, die auch im Bereich der Publikumszeitschriften beobachtbar ist, obwohl in den letzten drei Monaten dank der besseren Einzelverkäufe ein leichtes Auflagen-Plus festgestellt werden konnte. Auch Fachpresse und Kundenzeitschriften, so die IVW, verzeichneten ein Minus, wenn auch mit 2 Prozent ein geringeres. Dass die Süddeutsche Zeitung ihre Samstagsausgabe vollständig überarbeitet hat und sie nun als Wochenendausgabe anbietet, liegt auch daran, dass die unter der Kategorie Wochenzeitung laufenden Publikationen, die einzigen Printmedien sind, die im Jahresvergleich einen steigenden Gesamtverkauf registriert haben. 

Die Auflagenzahlen des dritten Quartals, gegliedert nach Medientypen können als PDF hier eingesehen werden: http://daten.ivw.eu/download/pdf/IVW_Statistik_Auflagen_20143.pdf Hier finden sich auch die sehr interessanten Zahlen zur Entwicklung des ePapers.

traurig

Nachrichten sind traurig. ZU SPÄT lese ich heute morgen in der Süddeutschen, dass in der Nähe von Detroit das Drücken auf den Auslöser für die Sprengung eines Hochhauses für 8000 Dollar versteigert wurde. Das wäre doch mal ein originelles Weihnachtsgeschenk gewesen. [seufz]

Hobbits Schaden

Versicherungsvertreter kann ich nicht ausstehen und auf Hobbits und Herren der Ringe kann ich leicht verzichten. Heute veröffentlicht die Website pfefferminzia aber eine nicht uninteressante Rechnung, in der beides vorkommt. Ein Versicherungskonzern hat sich eine originelle PR-Kampagne ausgedacht und schreibt unter der Überschrift “Versicherungsmarkt in Mittelerde kollabiert”, dass “die zahlreichen Schlachten in “Der Hobbit” Teil 3 stolze 333 Millionen Euro Schaden” verursachen würden, hätten sie denn tatsächlich stattgefunden: “Allein durch den Angriff des Drachen Smaug auf die Seestadt werden 1.200 Einfamilienhäuser, 250 Holzboote, ein Regierungssitz und ein Alarmturm zerstört. Laut Versicherer entspräche das einem Schaden von über 90 Millionen Euro. … Die zahlreichen Menschenleben, die die Schlachten kosten, würden zudem Personenschäden in Höhe von 235 Millionen Euro verursachen.”

Beobachtungsmedien

Es ist heikel sich als betriebsblind zu outen. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich unter Medienbeobachtung eigentlich immer die Beobachtung der Medien verstanden habe. Auf der in Hamburg erscheinenden Website von in.de finde ich nun eine andere Bedeutung. Dort heißt es in einem Text über die bezaubernde Eva Mendes, dass ihr soeben geborenes Kind, der Trubel in Los Angeles und “das Leben unter ständiger Medienbeobachtung” drei Gründe seien, von L.A. fortzuziehen.

Erheiterndes und Ernstes

Wenn man beruflich mit Nachrichten zu tun hat, entwickelt man merkwürdige Wahrnehmungsstrategien, bei denen Erheiterndes und Ernstes manchmal durcheinander geraten. Denn was ist tatsächlich lustig an der Meldung in der heutigen Sächsischen Zeitung, dass die Heidenauer Feuerwehr ein neues Auto bekommt?

Ziel

Orthografische Erbsenzählerei ist etwas, was mir, als (ehemaliger) Rechtschreibschwächling, eher unsympathisch ist. Im Rahmen meiner Arbeit im Bereich Medienbeobachtung gibt es aber immer wieder kleine Bonbons, die wenigstens unterhaltenden Charakter haben. So liegt grade ein Ausschnitt auf meinem Tisch, der aus der in dem im münsterländischen Gronau erscheinenden Wochenblatt mit dem Namen “Hallo Sonntag Northeim” erschienen ist. Der Text erzählt etwas über eine Gruppe von Marathonläufern. Der Artikel ist etwa 250 Worte lang, wird mit einem Foto der für 5 Läufer illustriert und trägt die schöne Überschrift “Weg ist das Ziel”.

Verbreitete Auflage

Bei der Medienbeobachtung erhält der Kunde nicht nur den losen, ausgeschnittenen Zeitung- oder Zeitschriftentext. Nein, er erhält diesen feinsäuberlich ablösbar aufgezogen auf einem so genannten Medienblatt. Das Medienblatt enthält alle die Daten, die durch den “Ausschnitt” verloren gegangen sind – weggeschnitten wurden. Zu den wichtigsten Angaben gehören dabei die Quelle und das Erscheinungsdatum. Nachgewiesen werden aber auch mindestens zwei Auflagenzahlen: die verkaufte und die verbreitete, wobei diese zuletzt genannte immer höher liegt als jene, weil sie neben den verkauften zum Beispiel auch Ansichts-, Beleg- oder Probeexemplare umfasst. Darüber hinaus gibt es Medien, die nur “verbreitet” werden. Wie etwa die wöchentlich erscheinenden Anzeigen- oder Wochenblätter – im Volksmund auch “Käseblätter” genannt.
Heute ist mir eine Publikation auf den Tisch gekommen, bei der das Verhältnis zwischen verkaufter und verbreiteter Auflage besonders “interessant” ist: die DLG Lebensmittel. Die verkaufte Auflage gibt die IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) bei dieser, in Frankfurt erscheinenden Fachzeitschrift mit “2” (in Worten: zwei) an, die verbreitete Auflage mit 10.054.

Geburtsanzeigen

Bei der Auswertung von Zeitungen kann man vielerlei zusammentragen. Zum Beispiel Geburtsanzeigen. Man findet sie in aller Regel in der Rubrik “Anzeigen”, aber auch in “Lokales”, “Bekanntmachungen” oder “Sonderveröffentlichungen”. In beinahe poetischer Weise hat die in Niedersachsen erscheinende “Goslarsche Zeitung” ihre Geburtsanzeigen in der vergangenen Woche in der Rubrik “Antworten” veröffentlicht. Mitunter kommt es bei der Zuordnung von Geburtsanzeigen in die Rubrik einer Tageszeitung auch zu Notlösungen: wenn nirgendwo mehr Platz ist, dann können die besagten Bekanntmachungen auch schon mal unter “Fernsehen” veröffentlicht werden. Das war zum Beispiel der Fall bei den Oldenburger Nachrichten vom 10.Juni des vergangenen Jahres. Nun gut, wenn dann in anderen Rubriken kein Platz mehr ist, dann sollte man vielleicht besser eine neue Rubrik erfinden, statt, wie die Ibbenbührener Volkszeitung vom 25. August 2014, Geburtsanzeigen in der Rubrik “An- und Verkauf” zu platzieren. Auch wenn der Billerbecker Anzeiger vom 4. Juli 2014, die Northeimer Neuesten Nachrichten vom 12. April 2014 und die Gronauer Nachrichten vom selben Tag es – um nur einige zu nennen – genauso machen, ein bisschen sehr daneben ist es schon, oder?

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